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Verleumdungsversuch auf Wikipedia

23. Oktober 2012

Wer sich gegen dominante Strukturen wehrt, muss damit rechnen diffamiert zu werden – besonders dann, wenn die Angreifenden anonym agieren können und sich in ihren Privilegien bedroht sehen. Nimmt man ihre vordergründigen Begründungen ernst, muss der Eindruck entstehen, dass es für diese Menschen nicht vorstellbar ist, dass eine Rezension fehlerhaft sein kann und es ein Recht gibt Rezensionen kritisch auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass diese Menschen vor allem ein Problem damit haben, dass ein asiatisch-deutscher Wissenschaftler das mangelhaft begründete Urteil eines Weißen Experten konterkariert und damit die Struktur Weißer Vorrechte in Frage stellt. Seitdem ich diesen Fall veröffentlicht und die Hintergründe transparent gemacht habe, gab es eine Reihe von aggressiven Reaktionen, die ganz offensichtlich auf persönliche Diffamierung und Pathologisierung zielen. Von welchen Personen diese anonymen Einschüchterungsversuche ausgehen, kann jede/r für sich selbst beantworten.

Ich habe das Wikiepedia-Prinzip immer akzeptiert und werde es weiterhin akzeptieren. Daher habe ich auch keine Ergänzungen oder Korrekturen vorgenommen. So ist die Angabe dieses Beitrags in meinen Wiki-Eintrag fehlerheft: „Postkoloniale Migration, Rassismus und die Frage der Hybridität. In: Hito Steyerl und Encarnación Gutiérrez Rodríguez (Hg.): Spricht die Subalterne deutsch?. Migration und postkoloniale Kritik. Münster 2003.“ Der Aufsatz in diesem Buch heisst jedoch „DIe kolonialen Muster deutscher Arbeitsmigrationspolitik“. Genauso fehlt die Angabe von „Unrein und vermischt“ in der Bücherliste.

Ein Freund macht mich Anfang Oktober 2012 darauf aufmerksam, dass der Wikipedia-Eintrag zu meiner Person wenige Tage nach Bekanntwerden meiner Kritik an der IASLonline-Rezension von Thomas Schwarz wie folgt abgeändert wurde:

„Seine Dissertation “In the Mix. Postkoloniale Streifzüge durch die Kulturgeschichte der Hybridität“ an der Universität Bremen wurde 2011 mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien ausgezeichnet. Ihr wurden in einer Rezension Mängel vorgeworfen. Insbesondere erklärt eine Rezension, er führe die eigene Argumentation auf einer zu dünnen Quellenbasis, zudem fehle „es dieser Kulturgeschichte auch an einer Periodisierung, die neben Kontinuitäten sorgfältig die Brüche zwischen den diskursiven Universen der Antike, des Kolonialismus, des Nazismus und des gegenwärtigen Rassismus auslotet“1.Ha akzeptiert die Kritik an seiner Arbeit nicht und greift den Rezensenten inzwischen öffentlich persönlich an.2

1 Schwarz, Thomas, [http://www.iaslonline.lmu.de/index.php?vorgang_id=3569 Hybridität – Ein Abriss (Rezension über: Kien Nghi Ha: Unrein und vermischt. Postkoloniale Grenzgänge durch die Kulturgeschichte der Hybridität und der kolonialen „Rassenbastarde“. Bielefeld: transcript 2010.)], IASLonline, 10. März 2012.
2 Kien Nghi Ha, Institutioneller Rassismus laut Macpherson-Report [https://colonialdisgust.wordpress.com]“

Kursivsetzung markieren die anonymen Änderungen.

Dieser Freund reichte eine Beschwerde bei der Qualitätssicherung von Wikipedia ein, so dass daraufhin diese Fassung seit dem 20.10.2012 eingestellt wurde:

„Seine Dissertation In the Mix. Postkoloniale Streifzüge durch die Kulturgeschichte der Hybridität an der Universität Bremen wurde 2011 mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien ausgezeichnet. Ihr wurden in einer Rezension Mängel vorgeworfen. Ha wehrt sich gegen diese seiner Meinung nach falsche Bewertung seiner Arbeit nicht [sic!] und widerspricht dem Rezensenten und der IASLonline inzwischen öffentlich“

Hier ist der Wortlaut der Beschwerde an Wikipedia:

„Debatte über IASLonline-Rezension

Der Ausführungen zu der Debatte über die Rezension von Thomas Schwarz in der literatur- und kulturwissenschaftlichen Zeitschrift „Internationale Archiv für Sozialgeschichte der Deutschen Literatur“ (IASL) sind sehr einseitig und lassen viele wichtige Aspekte der Debatte unbeachtet. Sie entsprechen in der jetzigen Form weder den Qualitätsstandard von Wikipedia noch lassen sie sich belegen. So wird in keinerlei Weise versucht darzulegen, warum diese Rezension aus der Sicht des betroffenen Autors mangelhaft ist und an vielen Stellen faktische wie inhaltliche Mängel aufweisen (Ha listet 20 faktische und 16 inhaltliche Fehldarstellungen nach Quellenabgleich auf)[1], die vor allem dazu geeignet sind dieses Buch und dessen Autor zu diskreditieren. Auch gibt es keinerlei Belege dafür, dass wie im Artikel behauptet, auf der Dokumentationsseite – die die komplizierten Hintergründe dieses Falls für Interessierte transparent macht – der Rezensent „inzwischen öffentlich persönlich“ angegriffen wird. Diese Darstellung ist absurd und höchstens eignet für die Rufschädigung, denn nach dieser Logik wäre jede Diskussion mit dem Austausch von Gegenargumenten ein persönlicher Angriff. Wenn man eine solche weitreichende Behauptung auch noch anonym aufstellt, sollte man zumindest sagen können worin der „persönlicher Angriff“ GENAU besteht und das mit einem Zitat im Kontext belegen. Der angegebene Link führt zur Definition von institutionellen Rassismus der britischen Macpherson-Kommission. Ist es wirklich ein persönlicher Angriff, wenn man diese Definition zitiert und über die Bedeutung der Arbeit der Macpherson-Kommission berichtet?

Auch ist es nicht nachvollziehbar, warum der eigentliche Ausgangspunkt für die Publikation der Dokumentationsseite verschwiegen wird. Nachdem Ha sich am 15.04.2012 an die IASLonline-Redaktion mit einer umfangreichen Begründung (37 Seiten mit zahlreichen Quellennachweisen) seiner Beschwerde bezüglich der seiner Meinung nach mangelhaften Rezension wandte und um eine Prüfung bat, wurde ihm offensichtlich ohne eine inhaltliche Prüfung seiner Beschwerde am 17.04.2012 pauschal versichert: „Wir können Ihnen versichern, dass die Rezension durch die Fachreferentin und die Herausgeber mit der bei IASLonline üblichen Sorgfalt und nach den bei uns geltenden wissenschaftlichen Standards betreut worden ist.“ [2] Am 23.5..2012 stellte Ha fest, dass trotz dieser Zusicherung inhaltliche und faktische Fehler in der Rezension entgegen einer wissenschaftlichen Arbeitsweise ohne Änderungs- oder Korrekturnotiz retuschtiert wurden. [3]

Solange keine faire und ausgewogene Darstellung diese Kontroverse gegeben ist, wäre es besser auf eine krasse Fehldarstellung zu verzichten, die die Persönlichkeitsrechte und das Recht auf eine faire Behandlung (maglicherweise) missachtet. Daher schlage ich vor diesen Teil zunächst zurückzunehmen. Die einseitige und fehlerhafte Darstellung in der Kontroverse um die IASLonline-Rezension wurde von anonym erstellt und dann von dem Wikiuser namens „Antemister“ freigeschaltet. Der Wikiuser „Antemister“ hatte in der Diskussionseite am 25.11.2011 Kien Nghi Ha in einem merkwürdigen Beitrag als „Kommunist“ verdächtig. Ich weiß nicht, ob hier die Gefahr der Voreigenommenheit besteht.–188.103.218.154 06:54, 20. Okt. 2012 (CEST)

↑ 1 https://colonialdisgust.wordpress.com/2012/09/19/gegendarstellung-20-faktische-fehler-und-falsche-behauptungen/
↑ 2 https://colonialdisgust.wordpress.com/2012/09/19/schreiben-der-iaslonline-vom-17-04-2012/
↑ 3 https://colonialdisgust.wordpress.com/2012/09/19/nachtragliche-und-intransparente-retuschierung-der-inkriminierten-rezension-23-05-2012/“

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